Mittwoch, 28. März 2018

Review: Donnokov - Donnokov EP


Aus deinem Kinderzimmerfenster hast du alles gesehen

Es gab in letzter Zeit wenige Veröffentlichungen, denen ich sehnsüchtig entgegengefiebert habe. Donnokovs selbstbetitelte EP ist dabei genau eine dieser Ausnahmen. Live haben sie mich in den vergangenen Wochen und Monaten des Öfteren so hart vor der Bühne weggefegt, wie es derzeit kaum eine andere Band aus Thüringen schafft. Schnell wurden die beiden Vorab-Singles Gleich Wieder Gehen und Erlaubt Ist zu Dauerbrennern in meiner Playlist und sorgten für ständigen Hunger auf mehr.
Am 31.03.2018 erlösen uns die drei Jungs aus Jena dann offiziell mit ihrer ersten richtigen EP. Da Feenoise nun die Bergspitze des deutschen Musikjournalismus bildet, durfte ich vorab schon mal in den neuen Silberling reinhören.

Auf ihrem Erstling liefern Donnokov fünf starke Post-Hardcore Songs in klassischer Gitarre-Bass-Schlagzeug-und-die-Saiteninstrumentalisten-singen-noch-in-Mikrofone - Besetzung. In einer beachtlichen Spielzeit von knapp 20 Minuten pendelt Donnokov irgendwo zwischen kraftvollem Indie, seichterem Post-HC und atmosphärischen Punk. Gerade wenn sie anfangen, mich an Heisskalt zu erinnern, kommen Donnokov plötzlich mit The Fall of Troy-Riffing-Ansätzen um die Ecke. In dem Moment, wo ich bei Jonas Wohlfelds unglaublich ehrlichen Clean-Gesang an Adolar denken muss, bricht Fabian Kunze das verträumte Vocal-Gewand mit harten Screams. Donnokovs Vorbilder und Einflüsse sind also klar zu erkennen, jedoch adaptieren sie diese meisterhaft und formen daraus ihren ganz eigenen und unverkennbaren Stil. Dieser wird durch ein fähiges Händchen fürs Songwriting und die ein oder andere instrumentale Versiertheit gefestigt. Besonders Lucas Bruckschlegel macht am Schlagzeug eine beeindruckende Figur. Die ein oder andere Atomuhr könnte sich in puncto Tightness und Präzision eine gehörige Scheibe abschneiden.

Lediglich die Texte treffen für mich in Ausnahmefällen nicht immer ganz ins Schwarze. Absolute Highlights sind Zeilen wie beispielsweise „Ich pass da nicht rein / Ich lass uns fallen – Du lässt es zu“. Diese werden an manchen Stellen durch kleinere Haus-Maus-Reime und Die-Ärzte-Daddy-Humor etwas abgeschwächt.

Für eine Eigenproduktion kann sich die Platte echt sehen lassen. Man hört dem Ganzen an manchen Punkten an, dass die Musik nicht in einem professionellen Tonstudio entstanden ist, jedoch ist die Qualität für ihre DIY-Verhältnisse absolut hörenswert. Eingefangen wird der wuchtige Post-HC-Kurzausflug in einem wundervollem und stimmigen Artwork, welches von der talentierten Leo Bambule designt wurde.

Kurzum präsentieren uns Donnokov eine unglaublich starke Debüt-EP, in einem abwechslungsreichen und eigenständigen Post-Punk-Gewand. Sie setzen damit einen beeindruckenden Grundstein für ihren (hoffentlich langen) musikalischen Weg und erzeugen eine enorme Vorfreude für ihr erstes vollwertiges Album.

Wer eine CD-Version der strenglimitierten EP ergattern möchte, der sollte sich beeilen, denn diese famose Scheibe wird sicher fix vergriffen sein. Am besten ihr kauft euch das Ding auf ihrer Release-Show am 31.03.18 in Jena und lasst euch von den drei Herren gleich noch ordentlich das Gesicht wegschmelzen!

- Christian

Wertung:



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Freitag, 29. Dezember 2017

Jahresrückblick 2017: Unsere Top 14 Alben des Jahres

Es war dieses Jahr sehr ruhig um uns, aber es gab ja auch viel zu tun, z.B. die Veröffentlichung des ersten Cortarmao-Albums und des Tourfilms "VII". Neben einigen selbst organisierten Konzerten und dem ersten Baracke-Fest haben wir leider nur eine Handvoll an Reviews schreiben können. Dafür gab es mit Welk das erste Interview. Bevor wir die nächsten Überraschungen im Jahr 2018 aus dem Hut zaubern, wollen wir euch wie letztes Jahr unsere 2017er Lieblingsveröffentlichungen (in alphabetischer Reihenfolge) zeigen.   

- eure Feen




’68 – Two Parts Viper (Juni 2017) 

Ich hatte tatsächlich bei der Vorab-Single The Works are Few etwas Angst: ’68 zeigen sich auf diesem Song deutlich ruhiger und „emolastiger“ als noch auf ihrem wilden Vorgänger Humor and Sadness. Vor allem Josh Scogins ungewohnt tiefe Flüsterstimme schreckte mich ab. Das neue Album Two Parts Viper ist tatsächlich ruhiger, dafür aber auch experimentierfreudiger und düsterer. Der altbekannte Noise-Duo-Sound wurde mit traurigen Nirvana-Vocals, großartigen The Black Keys-Momenten und Spokenword-Parts ala Listener aufpoliert. Etwas anders, aber mehr als erfrischend!

- Christian



Audio88 – Sternzeichen Hass (Mai 2017)

Es ist gar nicht lange her, dass die Rap-Kombi Audio88 und Yassin mit Normaler Samt und Halleluja die wohl normalsten Platten des deutschen Rap-Kosmos gedroppt haben. Mit Audio88s Solo-EP Sternzeichen Hass legen sie gleich einen Leckerbissen nach. Diesmal ist Yassin jedoch wieder einmal stärker in den Hintergrund gerückt und unterstützt seinen Kollegen beim Produzieren der Scheibe. Audio88 kotzt sich gewohnt gekonnt über gesellschaftliche Probleme, Alltagsrassismus und brandaktuellen Schmutz in der sogenannten Rap-Szene aus. Also alles so wie immer. Man könnte denken, dass das über die Jahre seinen Charme verliert und langweilig wird, jedoch trifft Audio88 auch auf Sternzeichen Hass erneut zielsicher ins Schwarze. Dabei ist er rotziger und konsequenter als jede Punk-Band dieser Zeit: „Würd's Gerechtigkeit geben, wär' die Petry nicht am Leben.“ – Serviert wird das Ganze mit einem der besten Artworks aller Zeiten (vor allem die Picture-Disc-LP hat es in sich!), tollen Features und knackigen Beats. Also alles normal wie immer, du Schmutz.

- Christian



Boneflower – Empty Rooms, Full Bodies (November 2017)

DIE Fluff-Entdeckung in diesem Jahr. Die Spanier um Boneflower überzeugten nicht nur auf der Open-Stage, sondern auch mit ihrer kürzlich erschienen Langspiel-Veröffentlichung. Schon lange nicht mehr hat mich der Gesang einer Post-Hardcore-Screamo-Emo-Was-Weiß-Ich-Für-Ein-Genre-Band so in den Bann gezogen.

- Ruben






Converge – The Dusk In Us (November 2017)

Doublebass-Salven, melodisches Gitarren-Hammering, dazu einige ungewohnte Facetten aus J. Bannons Schreiorgan – der ein oder andere dürfte bei den ersten Minuten der neuen Converge-Scheibe Probleme gehabt haben, die Band wiederzuerkennen. Doch auch wenn A Single Tear fast schon befremdlich viel Pop-Appeal verströmt, war nach dem Genuss der vor Album-Release veröffentlichten Nummern ohnehin schon zu ahnen, dass das Spektrum der Band 2017 abermals voll ausgeschöpft werden soll. Tatsächlich liefert The Dusk In Us die ganze Palette: Da bricht eine dissonante Abrissbirne über einen hinein, da stampft es zentnerschwer geradeaus, da hypnotisiert starker Cleangesang. Bekanntlich gehört es längst zum Kanon der Reviewschreiber, jede Veröffentlichung von Converge als besonders innovativ zu deklarieren. Ob The Dusk In Us noch denselben Innovations-Stempel wie die allmächtige Jane Doe trägt, wage ich zu bezweifeln. Eines aber ist gewiss: Es ist beachtlich, wie die Band es schafft, ihrem ureigenen Sound bei jedem Release mit einigen unerwarteten Pinselstrichen neue, qualitativ hochwertige Akzente zu verleihen und wie das Bild der Band jedes Mal ohne Schandflecken zu noch mehr Größe heranwächst.

- Hannes



Frank Carter and the Rattlesnakes – Modern Ruin (Januar 2017)

Frank Carters Entwicklung ist schier unglaublich: vom immer mies gelaunten Schrei-Punk, der die krachigen Gallows anführte, hin zum positiven und bunten Gesangsvogel von Frank Carter and the RattlesnakesModern Ruin ist ein äußerst mutiges Album, da es, im Gegensatz zu seinem Vorgänger Blossom, nochmals einen Schritt weiter von Frank Carters Wurzeln entfernt ist. Der Mann singt sich herzallerliebst über die Postpunk-Soundwände seiner Klapperschlangen hinweg und ist dabei so offen und ehrlich wie nie zuvor. Rausgekommen sind dabei so wundervolle Songs wie beispielsweise die Single Snake Eyes, die ein beeindruckendes Video verpasst bekommen hatGanz großartig!

- Christian



Lirr – God’s On Our Side; Welcome To The Jungle (September 2017)

Gab es jemals eine schlechte Veröffentlichung von Grand Hotel van Cleef? Beweis-führung abgeschlossen. Einchecken und All-Inclusive-Paket genießen!

- Ruben









Love A – Nichts ist neu (Mai 2017)

Love A beweisen mit Nichts ist neu, dass manchmal ein Schritt zurück zwei Schritte nach vorn bedeuten kann. Die Band behält das düstere und dichte Soundgewand mit der pessimistischen Grundstimmung des Vorgängers Jagd und Hund bei und erweitert dieses durch die markanten und hakenschlagenden Indie-Punk-Gitarren ihrer ersten beiden Alben Eigentlich und Irgendwie. Herausgekommen ist dabei ein Album, das nicht noch mehr nach Love A klingen könnte. Von den umwerfenden deutschen Texten will ich gar nicht erst anfangen. Die sind so grandios wie Tag eins.

- Christian



Mutoid Man – War Moans (Juni 2017)

Metal. Steve BrodskyBen KollerNick Cageao. Metal. Supergroup. Metal. ConvergeCave InKid KilowattAll Pigs Must DieKiller Be Killed. Metal. Hier mal ein The Fall of Troy Riff. Hier mal Protest the Hero Vocals. Metal. Produziert von Kurt BallouGod City Studios. Metal. Motherfucking METAL!

- Christian







Øjne – Prima Che Tutto (Dezember 2017)

Wie sagte mein sehr guter Freund auf meine Frage, wie er die „Neue“ findet: "ich gebe dir wie immer recht. saaaaaahneeeeee" (sic!)

- Ruben










Shizune – Cheat Death, Live Dead! (Februar 2017)

10 Songs in weniger als 20 Minuten? Klar! Das darf und muss sein! In diesem Falle unser Hauptdarsteller: Shizune.

- Ruben











Tides! – Celebrating A Mess (März 2017)

Ist Pop-Punk wieder oder immer noch salonfähig? Mir doch egal! Wir nehmen zur Kenntnis, dass auch außerhalb kirchlicher Einrichtungen zünftige Messen gefeiert werden!

- Ruben










The Tidal Sleep – Be Water (Juni 2017)

Alles was The Tidal Sleep anfassen, wird zu Wasser. Dies hier ist kein Bach, sondern mitreißender Fluss! Quizfrage! In welche Richtung fließt das Wasser auf der Südhalbkugel? Notfalls fragt ihr Bart oder Lisa.

- Ruben









Trachimbrod – Leda (April 2017)

Musik und Schweden?! Salopp formuliert: Passt wie Arsch auf Eimer! Ganz nebenbei bemerkt, auf eben diesen Eimer passt auch noch das wunderschöne Cover wie die Kirsche auf eine Sahnetorte.

- Ruben








Zugezogen Maskulin – Alle Gegen Alle (Oktober 2017)

Was? Schon wieder Rap? Ja, schon wieder Rap! Die beiden Rapper grim104 und Testo setzen mit ihrem neuen Album genau da an, wo der Vorgänger Alles brennt aufgehört hat: Hoffnungslosigkeit, gesellschaftlicher Druck, Klassenkampf, Rastlosigkeit, Identifikationsprobleme und das Gefühl, einfach außen vor zu sein. Kurz gesagt: Eine moderne Gesellschaft, in der es Alle Gegen Alle heißt. Serviert wird das mit druckvollen und experimentellen Beats, aggressiven Rap-Parts, unkonventionellen, aber eingängigen Hooks und Texten mit treffsicheren Metaphern, deren Anspielungen weit über die Grenzen der Rap-Welt hinausgehen. So ist der Album-Titel beispielsweise eine Anlehnung an das Album Alle Gegen Alle der weltbekannten Punk-Formation Slime. Das neue ZM-Album ist außerdem in der limitierten Vinyl-Variante ein absoluter Augenschmaus: Eine pinke Schallplatte eingehüllt in ein pinkes Cover, dessen Artwork mich dezent an die Aufmachung des Albums Angst & Amor vom Kollegen Juse Ju erinnert. Alles in pink? Das muss man sich in der ach so hegemonial männlichen und harten Deutschrap-Welt erstmal trauen.



- Christian

Donnerstag, 20. Juli 2017

Interview: Welk

Moin,
bitte stellt euch doch einmal vor. Mit allen harten Zahlen und Fakten rund um Welk!

Welk gibt es seit ca. der ersten EP (My Heart Has No Home), also 2013 rum, und ging aus dem Deathmetal-/Hardcore-Projekt Hunting Area Brain County hervor. Stranger Name, aber wir wollten mit 16 möglichst unkonventionell sein. Nach ca. 6 Jahren gab es aber mit HABC für uns wenig, was musikalisch noch nicht erforscht wurde. Welk war dann unsere Version vom Erwachsenwerden, würde ich sagen. Das bedeutete für uns, den Fokus von Technik und Härte hin zu dem, was uns wirklich bewegt, zu rücken. Daran arbeiten wir immer noch. Ich für meinen Teil denke, wir können noch viel tun, um unsere Gefühle und Gedanken noch mehr auf den Punkt zu bringen. Mit Sein ist uns aber ein wichtiger Schritt in diese Richtung gelungen.

Eure letzte Veröffentlichung erschien bereits 2013. Warum hat es mit einem, wenn ich es so nennen darf, "Nachfolger" so lang gedauert? Zeit? Lust? Geld? Könnt ihr etwas zum Entstehungsprozess zu Sein sagen?

Es gab einige Hindernisse, die überwunden werden mussten, bis es soweit war. Nach My Heart Has No Home hatten wir uns aus persönlichen Gründen von Marcus, unserem langjährigen Sänger, getrennt. Es hatte menschlich nicht mehr gepasst und Kleinigkeiten führten immer wieder zum Streit, was zu einem vergifteten Klima führte. Mit Ralle fanden wir aber einen Menschen, der zu uns und der Musik passt.  Das größte Problem ist wohl aber die Entfernung. Unser Proberaum ist derzeit noch in Wittenberg, weil der Großteil ursprünglich von dort kommt. Mittlerweile wohnen aber 3 von 5 Leuten nicht mehr dort und dies bedingt einigen Aufwand, um Proben zu realisieren und spontane Proben sind nicht möglich. Ritze, unser Basser,  ist außerdem in der Zeit wiederholt Vater geworden. Die Aufnahmen fanden zum ersten Mal verteilt an verschiedenen Orten statt. Beim Mix und Mastering haben wir uns mit Falk von der Tonmeisterei viel Zeit genommen, bis wir zufrieden waren.  Dann kam noch ein Videodreh für Urne dazu, welcher vorher fertig sein sollte. Es gab etwas Wartezeit, bis die Tapes und CDs fertig waren. Und last but not least mussten wir auch etwas auf die Finanzen schauen.

Wir werden Ende des Jahres in einen Proberaum nach Leipzig ziehen und hoffen, dass wir wieder häufiger zum Proben und Basteln an neuen Songs kommen. Auch wenn viele Ideen daheim entstehen, würde es ohne Probe bei uns nicht funktionieren.


Wie bereits angesprochen, liegt eure letzte Veröffentlichung etwas zurück. Dort sind sowohl der EP- als auch die Songtitel auf Englisch. Nun aber auf Deutsch. Bewusste Entscheidung oder "Hat-Es-Sich-Ergeben"?

Naja, es sollte noch persönlicher werden als zuvor und wir dachten, über die eigene Muttersprache lässt sich das wohl am besten zum Ausdruck bringen. Aber das kann sich auch je nach Konzept für die nächsten Songs wieder ändern. Dazu kommt, dass Ralle einfach Lust hatte, was in Deutsch zu schreiben. Bei My Heart Has No Home hatten wir übrigens auch Deutsch und Englisch ab und zu gemischt.

Zurück zur neuen Platte SeinSelbst mir als Kassetten-Nerd ist nicht entgangen, dass sich das Cover der Kassette von dem der Platte unterscheidet. Hat das ästhetische Gründe? Könnt ihr uns Hintergründe zum jeweiligen Cover verraten und was hat es mit der Person darauf auf sich?

Haha, gute Frage. Das kam recht spontan mit den verschiedenen Versionen. Ursprünglich sollte es nur Vinyl geben, aber das konnten wir uns aktuell einfach nicht leisten. Daher haben wir als nächstes an Tapes gedacht und ein paar sympathische DIY-Labels angeschrieben. Von Bharal Tapes kam dann die Zusage und ca. 2 Wochen später meldete sich YehonalaTapes, da war aber mit Bharal bereits alles fest. Dann kam von Yehonala aber der Vorschlag, es als CD zu machen und wir fanden die Idee gut und irgendwie kamen wir im Gespräch dann darauf, für die CD ein abgewandeltes Design zu entwerfen. Beide Versionen sind nur in kleinen Stückzahlen verfügbar und meiner Meinung nach wirklich sehr schön und persönlich geworden.

Beide Cover-Versionen von Sein
Die Person auf dem Cover ist eine Freundin der polnischen Fotokünstlerin Jaśmina Karabuła-Stysiak. Uns haben ihre Bilder sehr gut gefallen und wir hatten das Gefühl, dass dieses Bild sehr gut zur Stimmung der Songs passt. Inhaltlich geht es in den Songs um den Verlust eines geliebten Menschen und wie der eigene Verstand damit umgeht. In dem Video zu Urne geht es zum Beispiel darum, etwas Vergangenes abzuschließen und Neues zu beginnen.

Apropos! Mit Urne habt ihr ein tolles Video veröffentlicht. Natürlich ist mir aufgefallen, dass es Urne bereits als Ambient-Version gibt. Was hat euch bewogen, es zu "vertexten" und obendrauf noch ein Video abzudrehen?

Urne gab es vor der Ambient-Version schon in der jetzigen Version, nur noch nicht vertont. Die Ambient-Version ist mit Ralle und mir entstanden, als wir Lust bekamen, einen unserer Songs mal anders zu interpretieren. Die Wahl von Urne für das Video und für den ersten Song auf Sein ergab sich dadurch, dass es wohl der Song ist, der Welk aktuell am besten beschreibt.

Ihr scheint mir viel beschäftigt: Also Zeit für Namedropping. Habt ihr neben Welk noch anderes zu tun? Projekte? Bands? Bitte um kurze Vorstellung.

Ja, bei einigen trifft das definitiv zu. Ralle spielt noch bei Varan, Farbenflucht und Fargo an den Saiten. Martin spielt mit seinem Vater noch in einer Jazzband. Ich bin noch als Sänger und Texter bei Farbenflucht dabei und übernehme zu großen Teilen eine Vielzahl an designtechnischen Aufgaben in verschiedenen Projekten. Naja, und Ritze hat neben seiner Arbeit mit Menschen auch noch einen Fulltime Job mit seinen Kids.


Abschließende Frage. Wenn ihr ein Bild wäret, wie würde es aussehen? Gerne dürft ihr zeichnen, aber auch eine Beschreibung abliefern.

Ich glaube, dieses Bild würde nie gleich bleiben, sondern sich stetig verändern.
Aktuell würde es evtl. dem hier nahe kommen:

Bild: Derek Eli Sterkel
Die Interpretation bleibt jedem selbst überlassen ;)
  
Danke für das Interview und Zeitnehmen zum Beantworten der Fragen.

Wir haben zu danken.
LG Hannes von Welk



Sein kaufen:

Sonntag, 9. April 2017

Strenges Reden Vol. 3: Montag = Schontag?

Olá!


Flyer für die Show am 10.04.17
Sich von euren Lieblingsfeen am kommenden Montag bei einer Musik- und Tanzveranstaltung verzaubern lassen? Das gibt es nur in der Baracke Jena.

Der Auftakt des Baracke-Konzert-Jahres kann zauberhafter nicht sein. Denn es werden die Punks von Masada und es werden die Punks von Viva Belgrado die Baracke Jena besuchen. Punk. Ist klar!

Apropos Montag. Kein Schontag, Leute! Vielleicht haben einige von euch Lust auf das eine oder andere F(r)eegetränk?! So meldet euch an der Bar mit dem Passwort „HOSSA“ und genießt anschließend die flüssige Flüssigkeit.

Ab 18.00 Uhr werden wir und die Getränke vor Ort sein.

ORRRRRRHAAAAAAAAAAAAAGH, wir können es kaum erwarten!!!!!11!!!

Mit frohem Gruße

Ruben

Donnerstag, 30. März 2017

Review: mira - s/t

3000 Lichtjahre


Platte kaufen!
mira, das ist eine Band. Aber auch ein Stern. Ich schätze einmal, dass das Bremer Quartett vor dem Stern da war und dieser einfach ganz dreist den Namen geklaut hat. Also quasi ein Stern, der deinen Nam.... Ok. Halt. Warte. Lassen wir das.

Die vier Menschen haben, laut ihrer eigenen Aussage, vorher in Bands wie Manku Kapak, Ilill und Fljora musiziert. Zu meiner Schande muss ich gestehen, dass mir keine der genannten Kapellen vorher etwas gesagt hat. Zu eurer Freude kann ich aber nach einer Einhörphase meinerseits berichten, dass all diese Bands zu empfehlen sind.

mira bewerfen uns auf ihrer selbstbetitelten EP mit drei Songs, die sich irgendwo zwischen Emo, Screamo und Post-Rock ansammeln. Der erste Song Trembling fegt gleich von Anfang an chaotisch über die Erde, nur um danach in einem post-rockigen Sample-Part zu stranden. Das Ganze wird auch noch in Grindcore-Songlänge serviert. Hervorragend! Among Stars startet mit ruhigen und atmosphärischen Post-Rock-Einlagen. Danach folgt mehrstimmiger Gesang, der langsam ins Schreien ausufert. Hinten raus knallt das Ganze dann schön geil. Abyssal macht es seinem Vorgänger gleich: Erst wiegt man uns in Sicherheit und sammelt Energie. Diese wird dann in den letzten Sekunden entladen und zum Explodieren gebracht.

Nach sieben Minuten und 35 Sekunden ist ihr Erstling leider schon zu Ende. Bei der kurzen Spielzeit fällt es schwer, sich ein genaues Bild von mira machen zu können. Die Songs zeigen, dass die Band imstande ist, atmosphärischen Emo mit zauberhaften Post-Rock-Fragmenten zu kombinieren. Dass das alles dann noch live eingespielt wurde, beeindruckt nur noch mehr und lässt vermuten, dass ein Konzert der Band ein besonderer Genuss sein muss. Ob sie jedoch aus der Masse der vielen Post-Hardcore- und Emo-Bands herausstechen und auch auf Albumlange überzeugen können, wird sich sicher bald zeigen.

Ich lege euch auf jeden Fall ans Herz, die EP als CD-Version zu kaufen. Diese ist nämlich wunderschön und detailverliebt passend zum Thema umgesetzt worden. So zeigt das Frontcover den namensgebenden Doppelstern und das dazugehörige Walfisch-Sternbild. Obwohl meine Augen oben auch ein wenig Ente erkennen wollen... Aber ok. Lassen wir das.

- Christian

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Mittwoch, 22. März 2017

Review: Todlowski - s/t #2

„Einschlaflektüre serviert von Adorno“

Platte als "Name your Price"-Download!
Nun also Todlowski, eine meiner Lieblingsentdeckungen auf Facebook der letzten Monate. Warum ich unweigerlich an Super Mario denke, erschließt sich mir noch nicht ganz, aber wohl bekomms. Eine kleine Überraschung schon zum Anfang des Jahres. Ohne große Ankündigung wurde just im Januar der zweite, nach der Band selbst benannte Tonträger veröffentlicht. Diesmal mit drei Songs mehr als noch beim Vorgänger. Hurra!

Zu meiner großen Traurigkeit kommt dieses Album bisher weder im Schallplatten- noch im Kassetten-Format daher. Dies soll der Sache keinen Abbruch tun, dass wir es hier mit wunderbarem Punk–Screamo zu tun haben. Das Artwork des Covers ist sehr schlicht und zurückhaltend, zeigt es doch nur eine Gestalt in einer reizarmen Umgebung. Diese Gestalt scheint ihr Spiegelbild zu küssen und erhebt offenbar den Mittelfinger gegenüber sich selbst. Zerrissenheit? Selbstverliebtheit? Gleichgültigkeit? Langeweile? Selbsthass? Ironie? Leere? Zweifel? Todlowski versuchen, diese schweren Themen in ihren acht Songs unterzubringen. Keine Wiederholungen. Gitarre, Drums und Wechselgesang. Keine Spur von Aufdringlichkeit. Im Gegenteil: Es gelingt, sich einfühlen und sogar mitfühlen zu können, nur um sich selbst als die Person des Covers zu sehen, die von Widersprüchen nur so zu strotzen scheint. Durchdacht wirken ihre Texte. Keine Prosa. Keine rosarote Brille. Warum auch? Geht es hier doch schließlich um ernste Angelegenheiten.

Apropos ernste Angelegenheiten. Mit  dem Songnamen mimimi moralia wird auf Theodor W. Adornos wichtiges Werk „Minima Moralia“ angespielt. Passt in das Gesamtbild!
Ähnlichkeiten zu Bands wie Masada und Lost_Boys sind hier nicht ganz dem Zufall überlassen, denn schenkt man ihrer Facebook-Seite Glauben, entspringen diese zwei Herren aus dem Dunstkreis beider vorher genannten Kapellen! Todlowski, ich habe euch auch echt gern!

Was hätte Adorno wohl hierzu gesagt?
Vergnügt sein heißt einverstanden sein!



- Rubi




Wertung: 



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Samstag, 31. Dezember 2016

Jahresrückblick 2016: Unsere Top 12 Alben des Jahres

Zum Jahresende wollen auch wir aus dem Hause Feenoise eine kleine Zusammenfassung unseres Musik-Jahres 2016 abgeben. Wir schauen gespannt auf unser erstes Feenjahr zurück und freuen uns über die abgeschlossenen Recording-Sessions zum Cortarmao-Album, welches bald erscheinen wird. Wir sind mehr als froh, dass unser erstes Release restlos ausverkauft ist und wir die Tage noch ein weiteres neues in der Pipeline haben werden (dazu später mehr). Mit Ruben konnten wir eine neue Fee für uns gewinnen. Außerdem war es toll anzusehen, dass unsere beiden Bieraktionen in der Baracke Jena so gut bei euch ankamen. Ein ganz besonderes Danke an alle, die unsere Reviews und Blogeinträge gelesen haben! Und natürlich danken wir allen Bands, die uns dieses Jahr mit ihrer wundervollen Musik beglückt haben. Aus diesem Grund präsentieren wir euch hier (in alphabetischer Reihenfolge) zwölf Releases, die uns besonders beeindruckt haben. Auf ein gutes 2017! 

- Eure Feen





Captain Planet – Ein Ende

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Ein Ende? Ein Scherz! Kein Ende. Wenn ihr auf Kapellen wie Captain Planet steht, dann hört euch das Album ohne Ende an. Ende gut, alles gut.

- Ruben









Head Wound City – A New Wave of Violence

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Was war ich entzückt, als ich hörte, dass die Supergroup Head Wound City nach über zehn Jahren endlich neues Material am Start hat. Bekannterweise haben die Mitglieder bereits in allen Bands dieses Universums gespielt. Für alle Nichtwissenden hier nochmal die wichtigsten: The Blood Brothers, The Locust, Retox und YeahYeah Yeahs. Während man auf dem Erstling noch in gewohnter Grind- und Noisecore-Manier sieben Songs schnörkellos in knapp zehn Minuten runterprügelte, wurden die Lieder auf A New Wave of Violence teils mit dichter und ausufernder Atmosphäre erweitert.

                                             - Christian



Landscapes – Modern Earth

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Gut Ding will Weile haben: Nach vier Jahren wieder eine super Scheibe vorgelegt. Wenn ich nur so Schlagzeug spielen könnte… Bei jedem Anhören haut es mich um! Vorschlag: Bitte nicht nochmal vier Jahre Wartezeit. *Ba Dum Tss!*


- Ruben







LIRR. – Ritual

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Screamo lebt! Vier in zwei gepackt. Die Lirr.'sche Variante, Songs zu komprimieren. Wenn es nach mir ginge, könnte dies zum Ritual werden.

- Ruben









Norma Jean – Polar Similar

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Mit der Behauptung, dass Norma 2016 die Linie der Wrongdoers unbeirrt fortsetzen, lehnt man sich gewiss nicht allzu weit aus dem Fenster. Dabei liegt der Fokus noch mehr auf einer fetten Wand aus tiefergestimmten Gitarren, die dieser Tage jedoch überraschenderweise oft djenty und weniger southy daherkommt. Das ist zunächst etwas befremdlich, doch zum Glück bleibt es immer noch unverkennbar Norma Jean: Die so charakteristischen zweistimmigen Melodien und die Tatsache, dass Cory Brandan ein Meister der irgendwo zwischen Schreien und Singen angesiedelten Hook bleibt, beanspruchen nach wie vor ihr Potenzial für unaufdringliche Ohrwürmer.

- Hannes


Suis la lune / Shirokuma – Split LP

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Großartig. 1x Suis la lune + 1x Shirokuma = 2x Schweden, 2x – Punkrock – Screamo, 1x Tonträger. 

- Ruben










The Dillinger Escape Plan – Dissociation

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Neben Norma und TFOT der größte Riese in unserem Jahresrückblick. Als ein heimlicher Verehrer des Vorgängers One Of Us Is The Killer war ich super gespannt, was aus der Zusammenarbeit mit Kurt Ballou herauskommt. Das sechste und letzte Dillinger-Album ist natürlich so gut wie zu erwarten war. Zwar ohne im Hinblick auf die bisherige Diskografie umzuhauen, aber einmal mehr eine audiophile Überdosis Energie. Wo kann ich Bens Mittel gegen Sehnenscheidenentzündung kaufen? Oh, elektronische Drums. Streicher! Gibt es eigentlich etwas, was Greg nicht kann? Nochmal E-Beats. Oh! Schon vorbei? 2016 ist auch das Jahr, in dem Dillinger ihr Ende verkündet haben. Doch ich glaube, das hat auch seine guten Seiten, denn mit jedem Album stieg die Gefahr, dass der DEP-Effekt sich weiter abnutzt und zur bloßen Manier wird.

- Hannes


The Fall of Troy – OK

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Nach sieben Jahren Funkstille melden sich die Frickel-Götter wieder zurück. Und dabei ist die neue Scheibe OK mehr als OK (Ich bin sicher der erste Review-Schreiber, der in diesem Zusammenhang auf den Gag kam...nicht). In alter Startaufstellung schielt man endlich wieder auf die beiden Säulen Doppelgänger und Manipulator. Das ist gut so. Dass der stimmlich etwas schwächer gewordene Thomas Erak diesmal vermehrt vom Basser-Kollegen Tim Ward am Mikrofon unterstützt wird, bringt neuen Wind in                                               die Sache.

                                           - Christian



Touché Amoré – Stage Four

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Keine Worte verlieren. Album einlegen. Anhören. Laut. Staunen. Keine Worte mehr verlieren.

- Ruben










Varan – Lachen auf Zeit

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Varan sind die schönsten und besten Menschen. Das ist Fakt. Fakt ist auch, dass ihr hochexplosives Gemisch aus Screamo à la Escapado, heftigen Metal-Äxten und der ein oder anderen Punk-Einlage beim zweiten Mal sogar noch besser zündet. Könnte an den neuen und sanfteren Gesangspassagen, den tollen Texten oder den anderen Experimenten liegen. Einfach toll, dieses Lachen aus Zeitz. bei bei

- Christian




Wellness – Immer Immer
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Achtung: Schwerer Crash auf der A7. Ein mit Tocotronic-Platten beladener Laster ist in einen VW-Bus voller Surferboys gerast, die gerade eine Fehlfarben-Kassette hörten. Nach einem Unfall klingt das aber nicht. Eher nach einem actiongeladenen Raserfilm mit Vin Diesel in der Hauptrolle. Also alle ab zu Wellness ins Autokino und die Ohren aufmachen!


- Christian



Whores. – Gold

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Whores. haben nicht nur den wohl besten Bandnamen der Welt (hihi), sie sind außerdem auch die wohl lauteste Truppe, seitdem Lemmy tot ist und Motörhead nicht mehr existieren. Auf ihrem dritten Release wird wieder einmal purer Noise mit harten Southern-Riffs, fetten Sludge-Einlagen und hämmerndem Bass gemischt. Dass diesmal der Doom- und Stoner-Anteil leicht zurück gedreht wurde und man dafür vermehrt auf kleinere Experimente setzt, hat das Ganze noch viel spannender gemacht. Nebenbei liefert uns das Trio auf Gold das Plattencover des Jahrhunderts und mit "I See You Are Also Wearing A Black T-Shirt" die Metal-Hymne des Jahres ab.

- Christian