Freitag, 29. Dezember 2017

Jahresrückblick 2017: Unsere Top 14 Alben des Jahres

Es war dieses Jahr sehr ruhig um uns, aber es gab ja auch viel zu tun, z.B. die Veröffentlichung des ersten Cortarmao-Albums und des Tourfilms "VII". Neben einigen selbst organisierten Konzerten und dem ersten Baracke-Fest haben wir leider nur eine Handvoll an Reviews schreiben können. Dafür gab es mit Welk das erste Interview. Bevor wir die nächsten Überraschungen im Jahr 2018 aus dem Hut zaubern, wollen wir euch wie letztes Jahr unsere 2017er Lieblingsveröffentlichungen (in alphabetischer Reihenfolge) zeigen.   

- eure Feen




’68 – Two Parts Viper (Juni 2017) 

Ich hatte tatsächlich bei der Vorab-Single The Works are Few etwas Angst: ’68 zeigen sich auf diesem Song deutlich ruhiger und „emolastiger“ als noch auf ihrem wilden Vorgänger Humor and Sadness. Vor allem Josh Scogins ungewohnt tiefe Flüsterstimme schreckte mich ab. Das neue Album Two Parts Viper ist tatsächlich ruhiger, dafür aber auch experimentierfreudiger und düsterer. Der altbekannte Noise-Duo-Sound wurde mit traurigen Nirvana-Vocals, großartigen The Black Keys-Momenten und Spokenword-Parts ala Listener aufpoliert. Etwas anders, aber mehr als erfrischend!

- Christian



Audio88 – Sternzeichen Hass (Mai 2017)

Es ist gar nicht lange her, dass die Rap-Kombi Audio88 und Yassin mit Normaler Samt und Halleluja die wohl normalsten Platten des deutschen Rap-Kosmos gedroppt haben. Mit Audio88s Solo-EP Sternzeichen Hass legen sie gleich einen Leckerbissen nach. Diesmal ist Yassin jedoch wieder einmal stärker in den Hintergrund gerückt und unterstützt seinen Kollegen beim Produzieren der Scheibe. Audio88 kotzt sich gewohnt gekonnt über gesellschaftliche Probleme, Alltagsrassismus und brandaktuellen Schmutz in der sogenannten Rap-Szene aus. Also alles so wie immer. Man könnte denken, dass das über die Jahre seinen Charme verliert und langweilig wird, jedoch trifft Audio88 auch auf Sternzeichen Hass erneut zielsicher ins Schwarze. Dabei ist er rotziger und konsequenter als jede Punk-Band dieser Zeit: „Würd's Gerechtigkeit geben, wär' die Petry nicht am Leben.“ – Serviert wird das Ganze mit einem der besten Artworks aller Zeiten (vor allem die Picture-Disc-LP hat es in sich!), tollen Features und knackigen Beats. Also alles normal wie immer, du Schmutz.

- Christian



Boneflower – Empty Rooms, Full Bodies (November 2017)

DIE Fluff-Entdeckung in diesem Jahr. Die Spanier um Boneflower überzeugten nicht nur auf der Open-Stage, sondern auch mit ihrer kürzlich erschienen Langspiel-Veröffentlichung. Schon lange nicht mehr hat mich der Gesang einer Post-Hardcore-Screamo-Emo-Was-Weiß-Ich-Für-Ein-Genre-Band so in den Bann gezogen.

- Ruben






Converge – The Dusk In Us (November 2017)

Doublebass-Salven, melodisches Gitarren-Hammering, dazu einige ungewohnte Facetten aus J. Bannons Schreiorgan – der ein oder andere dürfte bei den ersten Minuten der neuen Converge-Scheibe Probleme gehabt haben, die Band wiederzuerkennen. Doch auch wenn A Single Tear fast schon befremdlich viel Pop-Appeal verströmt, war nach dem Genuss der vor Album-Release veröffentlichten Nummern ohnehin schon zu ahnen, dass das Spektrum der Band 2017 abermals voll ausgeschöpft werden soll. Tatsächlich liefert The Dusk In Us die ganze Palette: Da bricht eine dissonante Abrissbirne über einen hinein, da stampft es zentnerschwer geradeaus, da hypnotisiert starker Cleangesang. Bekanntlich gehört es längst zum Kanon der Reviewschreiber, jede Veröffentlichung von Converge als besonders innovativ zu deklarieren. Ob The Dusk In Us noch denselben Innovations-Stempel wie die allmächtige Jane Doe trägt, wage ich zu bezweifeln. Eines aber ist gewiss: Es ist beachtlich, wie die Band es schafft, ihrem ureigenen Sound bei jedem Release mit einigen unerwarteten Pinselstrichen neue, qualitativ hochwertige Akzente zu verleihen und wie das Bild der Band jedes Mal ohne Schandflecken zu noch mehr Größe heranwächst.

- Hannes



Frank Carter and the Rattlesnakes – Modern Ruin (Januar 2017)

Frank Carters Entwicklung ist schier unglaublich: vom immer mies gelaunten Schrei-Punk, der die krachigen Gallows anführte, hin zum positiven und bunten Gesangsvogel von Frank Carter and the RattlesnakesModern Ruin ist ein äußerst mutiges Album, da es, im Gegensatz zu seinem Vorgänger Blossom, nochmals einen Schritt weiter von Frank Carters Wurzeln entfernt ist. Der Mann singt sich herzallerliebst über die Postpunk-Soundwände seiner Klapperschlangen hinweg und ist dabei so offen und ehrlich wie nie zuvor. Rausgekommen sind dabei so wundervolle Songs wie beispielsweise die Single Snake Eyes, die ein beeindruckendes Video verpasst bekommen hatGanz großartig!

- Christian



Lirr – God’s On Our Side; Welcome To The Jungle (September 2017)

Gab es jemals eine schlechte Veröffentlichung von Grand Hotel van Cleef? Beweis-führung abgeschlossen. Einchecken und All-Inclusive-Paket genießen!

- Ruben









Love A – Nichts ist neu (Mai 2017)

Love A beweisen mit Nichts ist neu, dass manchmal ein Schritt zurück zwei Schritte nach vorn bedeuten kann. Die Band behält das düstere und dichte Soundgewand mit der pessimistischen Grundstimmung des Vorgängers Jagd und Hund bei und erweitert dieses durch die markanten und hakenschlagenden Indie-Punk-Gitarren ihrer ersten beiden Alben Eigentlich und Irgendwie. Herausgekommen ist dabei ein Album, das nicht noch mehr nach Love A klingen könnte. Von den umwerfenden deutschen Texten will ich gar nicht erst anfangen. Die sind so grandios wie Tag eins.

- Christian



Mutoid Man – War Moans (Juni 2017)

Metal. Steve BrodskyBen KollerNick Cageao. Metal. Supergroup. Metal. ConvergeCave InKid KilowattAll Pigs Must DieKiller Be Killed. Metal. Hier mal ein The Fall of Troy Riff. Hier mal Protest the Hero Vocals. Metal. Produziert von Kurt BallouGod City Studios. Metal. Motherfucking METAL!

- Christian







Øjne – Prima Che Tutto (Dezember 2017)

Wie sagte mein sehr guter Freund auf meine Frage, wie er die „Neue“ findet: "ich gebe dir wie immer recht. saaaaaahneeeeee" (sic!)

- Ruben










Shizune – Cheat Death, Live Dead! (Februar 2017)

10 Songs in weniger als 20 Minuten? Klar! Das darf und muss sein! In diesem Falle unser Hauptdarsteller: Shizune.

- Ruben











Tides! – Celebrating A Mess (März 2017)

Ist Pop-Punk wieder oder immer noch salonfähig? Mir doch egal! Wir nehmen zur Kenntnis, dass auch außerhalb kirchlicher Einrichtungen zünftige Messen gefeiert werden!

- Ruben










The Tidal Sleep – Be Water (Juni 2017)

Alles was The Tidal Sleep anfassen, wird zu Wasser. Dies hier ist kein Bach, sondern mitreißender Fluss! Quizfrage! In welche Richtung fließt das Wasser auf der Südhalbkugel? Notfalls fragt ihr Bart oder Lisa.

- Ruben









Trachimbrod – Leda (April 2017)

Musik und Schweden?! Salopp formuliert: Passt wie Arsch auf Eimer! Ganz nebenbei bemerkt, auf eben diesen Eimer passt auch noch das wunderschöne Cover wie die Kirsche auf eine Sahnetorte.

- Ruben








Zugezogen Maskulin – Alle Gegen Alle (Oktober 2017)

Was? Schon wieder Rap? Ja, schon wieder Rap! Die beiden Rapper grim104 und Testo setzen mit ihrem neuen Album genau da an, wo der Vorgänger Alles brennt aufgehört hat: Hoffnungslosigkeit, gesellschaftlicher Druck, Klassenkampf, Rastlosigkeit, Identifikationsprobleme und das Gefühl, einfach außen vor zu sein. Kurz gesagt: Eine moderne Gesellschaft, in der es Alle Gegen Alle heißt. Serviert wird das mit druckvollen und experimentellen Beats, aggressiven Rap-Parts, unkonventionellen, aber eingängigen Hooks und Texten mit treffsicheren Metaphern, deren Anspielungen weit über die Grenzen der Rap-Welt hinausgehen. So ist der Album-Titel beispielsweise eine Anlehnung an das Album Alle Gegen Alle der weltbekannten Punk-Formation Slime. Das neue ZM-Album ist außerdem in der limitierten Vinyl-Variante ein absoluter Augenschmaus: Eine pinke Schallplatte eingehüllt in ein pinkes Cover, dessen Artwork mich dezent an die Aufmachung des Albums Angst & Amor vom Kollegen Juse Ju erinnert. Alles in pink? Das muss man sich in der ach so hegemonial männlichen und harten Deutschrap-Welt erstmal trauen.



- Christian

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