Aus deinem Kinderzimmerfenster hast du alles gesehen
Es gab in letzter Zeit wenige
Veröffentlichungen, denen ich sehnsüchtig entgegengefiebert habe. Donnokovs selbstbetitelte EP ist dabei genau eine dieser Ausnahmen. Live
haben sie mich in den vergangenen Wochen und Monaten des Öfteren so hart vor
der Bühne weggefegt, wie es derzeit kaum eine andere Band aus Thüringen
schafft. Schnell wurden die beiden Vorab-Singles Gleich Wieder Gehen und Erlaubt Ist zu Dauerbrennern in meiner Playlist und sorgten für ständigen Hunger auf
mehr.
Am 31.03.2018 erlösen uns die
drei Jungs aus Jena dann offiziell mit ihrer ersten richtigen EP. Da Feenoise nun die Bergspitze des
deutschen Musikjournalismus bildet, durfte ich vorab schon mal in den neuen
Silberling reinhören.
Auf ihrem Erstling liefern Donnokov fünf starke Post-Hardcore Songs
in klassischer Gitarre-Bass-Schlagzeug-und-die-Saiteninstrumentalisten-singen-noch-in-Mikrofone
- Besetzung. In einer beachtlichen Spielzeit von knapp 20 Minuten pendelt Donnokov irgendwo zwischen kraftvollem
Indie, seichterem Post-HC und atmosphärischen Punk. Gerade wenn sie anfangen,
mich an Heisskalt zu erinnern, kommen
Donnokov plötzlich mit The Fall of Troy-Riffing-Ansätzen um die
Ecke. In dem Moment, wo ich bei Jonas Wohlfelds unglaublich ehrlichen
Clean-Gesang an Adolar denken muss,
bricht Fabian Kunze das verträumte
Vocal-Gewand mit harten Screams. Donnokovs
Vorbilder und Einflüsse sind also klar zu erkennen, jedoch adaptieren sie diese
meisterhaft und formen daraus ihren ganz eigenen und unverkennbaren Stil.
Dieser wird durch ein fähiges Händchen fürs Songwriting und die ein oder andere
instrumentale Versiertheit gefestigt. Besonders Lucas Bruckschlegel macht am Schlagzeug eine beeindruckende Figur. Die
ein oder andere Atomuhr könnte sich in puncto Tightness und Präzision eine
gehörige Scheibe abschneiden.
Lediglich die Texte treffen für
mich in Ausnahmefällen nicht immer ganz ins Schwarze. Absolute Highlights sind
Zeilen wie beispielsweise „Ich pass da nicht rein / Ich lass uns fallen – Du
lässt es zu“. Diese werden an manchen Stellen durch kleinere Haus-Maus-Reime
und Die-Ärzte-Daddy-Humor etwas abgeschwächt.
Für eine Eigenproduktion kann
sich die Platte echt sehen lassen. Man hört dem Ganzen an manchen Punkten an,
dass die Musik nicht in einem professionellen Tonstudio entstanden ist, jedoch
ist die Qualität für ihre DIY-Verhältnisse absolut hörenswert. Eingefangen wird
der wuchtige Post-HC-Kurzausflug in einem wundervollem und stimmigen Artwork,
welches von der talentierten Leo Bambule
designt wurde.
Kurzum präsentieren uns Donnokov eine unglaublich starke Debüt-EP,
in einem abwechslungsreichen und eigenständigen Post-Punk-Gewand. Sie setzen
damit einen beeindruckenden Grundstein für ihren (hoffentlich langen)
musikalischen Weg und erzeugen eine enorme Vorfreude für ihr erstes
vollwertiges Album.
Wer eine CD-Version der
strenglimitierten EP ergattern möchte, der sollte sich beeilen, denn diese
famose Scheibe wird sicher fix vergriffen sein. Am besten ihr kauft euch das
Ding auf ihrer Release-Show am 31.03.18 in Jena und lasst euch von den drei
Herren gleich noch ordentlich das Gesicht wegschmelzen!
- Christian
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