Mittwoch, 28. März 2018

Review: Donnokov - Donnokov EP


Aus deinem Kinderzimmerfenster hast du alles gesehen

Es gab in letzter Zeit wenige Veröffentlichungen, denen ich sehnsüchtig entgegengefiebert habe. Donnokovs selbstbetitelte EP ist dabei genau eine dieser Ausnahmen. Live haben sie mich in den vergangenen Wochen und Monaten des Öfteren so hart vor der Bühne weggefegt, wie es derzeit kaum eine andere Band aus Thüringen schafft. Schnell wurden die beiden Vorab-Singles Gleich Wieder Gehen und Erlaubt Ist zu Dauerbrennern in meiner Playlist und sorgten für ständigen Hunger auf mehr.
Am 31.03.2018 erlösen uns die drei Jungs aus Jena dann offiziell mit ihrer ersten richtigen EP. Da Feenoise nun die Bergspitze des deutschen Musikjournalismus bildet, durfte ich vorab schon mal in den neuen Silberling reinhören.

Auf ihrem Erstling liefern Donnokov fünf starke Post-Hardcore Songs in klassischer Gitarre-Bass-Schlagzeug-und-die-Saiteninstrumentalisten-singen-noch-in-Mikrofone - Besetzung. In einer beachtlichen Spielzeit von knapp 20 Minuten pendelt Donnokov irgendwo zwischen kraftvollem Indie, seichterem Post-HC und atmosphärischen Punk. Gerade wenn sie anfangen, mich an Heisskalt zu erinnern, kommen Donnokov plötzlich mit The Fall of Troy-Riffing-Ansätzen um die Ecke. In dem Moment, wo ich bei Jonas Wohlfelds unglaublich ehrlichen Clean-Gesang an Adolar denken muss, bricht Fabian Kunze das verträumte Vocal-Gewand mit harten Screams. Donnokovs Vorbilder und Einflüsse sind also klar zu erkennen, jedoch adaptieren sie diese meisterhaft und formen daraus ihren ganz eigenen und unverkennbaren Stil. Dieser wird durch ein fähiges Händchen fürs Songwriting und die ein oder andere instrumentale Versiertheit gefestigt. Besonders Lucas Bruckschlegel macht am Schlagzeug eine beeindruckende Figur. Die ein oder andere Atomuhr könnte sich in puncto Tightness und Präzision eine gehörige Scheibe abschneiden.

Lediglich die Texte treffen für mich in Ausnahmefällen nicht immer ganz ins Schwarze. Absolute Highlights sind Zeilen wie beispielsweise „Ich pass da nicht rein / Ich lass uns fallen – Du lässt es zu“. Diese werden an manchen Stellen durch kleinere Haus-Maus-Reime und Die-Ärzte-Daddy-Humor etwas abgeschwächt.

Für eine Eigenproduktion kann sich die Platte echt sehen lassen. Man hört dem Ganzen an manchen Punkten an, dass die Musik nicht in einem professionellen Tonstudio entstanden ist, jedoch ist die Qualität für ihre DIY-Verhältnisse absolut hörenswert. Eingefangen wird der wuchtige Post-HC-Kurzausflug in einem wundervollem und stimmigen Artwork, welches von der talentierten Leo Bambule designt wurde.

Kurzum präsentieren uns Donnokov eine unglaublich starke Debüt-EP, in einem abwechslungsreichen und eigenständigen Post-Punk-Gewand. Sie setzen damit einen beeindruckenden Grundstein für ihren (hoffentlich langen) musikalischen Weg und erzeugen eine enorme Vorfreude für ihr erstes vollwertiges Album.

Wer eine CD-Version der strenglimitierten EP ergattern möchte, der sollte sich beeilen, denn diese famose Scheibe wird sicher fix vergriffen sein. Am besten ihr kauft euch das Ding auf ihrer Release-Show am 31.03.18 in Jena und lasst euch von den drei Herren gleich noch ordentlich das Gesicht wegschmelzen!

- Christian

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