Freitag, 22. Juli 2016

Review: Reversed - Apophenia

"Monsterious"


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Reversed verzauberten mich das erste Mal in Erfurt zur Anger-WG-Party im Jahre 2014. Zusammen mit den Freunden von Leaf Circle zerlegten sie alles, was bei drei nicht auf den Bäumen war. Der Verstärker brüllte, die Drums wurden hart versohlt, die Stimmen waren fies und der Gitarrist kletterte munter wie ein Springaffe von Dachbodenbalken zu Dachbodenbalken. Ach und habe ich bereits betont, dass die Jungs nur zu zweit sind?! So viel Live-Power bekommt man selten von einem Duo geboten. Auch hier kann ich also wieder einmal von Liebe auf den ersten Blick sprechen.

Leider verliefen sich die Spuren schnell im Sand. Es folgten nämlich nur ein paar Untergrund-Gigs (welche nicht in meiner Nähe waren) und die Bandpage-Seite gab bloß eine Handvoll alte Demoaufnahmen her. Dann, nach einer langen Durststrecke, kündigten die Jungs 2015 ihr erstes Studiorelease an.

2016 ist es endlich so weit: Apophenia heißt das gute Stück und ist fünf Tracks stark. Reversed sind der Linie des verspielten Post-Rocks treu geblieben. Man schreit, singt und flüstert in englischer Sprache, während auf der Gitarre viele vertrackte Figuren und an der Schießbude die ein oder andere technische Raffinesse aufgetischt werden. Der Zweier bewegt sich hier stilsicher zwischen meinen drei Lieblings-Duos. So wird kinderleicht krachlastiger DŸSE-Rock mit dem erbarmungslosen Noise-Chaos von '68 vermischt. In ihren ruhigen und fast schon poppigen Momenten erinnern mich Reversed sogar an The Black Keys (und das meine ich als Lob!). Auch an geilen Effektgeräten wird offenbar nicht gespart, was einiges an Potenzial bereithält, die Herzen von Gear-Nerds auf Hochtouren zu treiben. Textlich lässt sich wiederum nur vage erahnen, wo die Reise hingeht. Ein paar persönliche Zeilen und eine gewisse Technik-Physik-Space-Affinität sind jedoch herauszulesen.

Am Ende bleiben auf Apophenia fünf mitreißende Lieder mit viel Herz und Verstand. Gelegentlich hatte ich zwar den Eindruck, die ganzen hübschen Details könnten mit einer weniger rauen Produktion noch besser zur Geltung kommen, aber dafür hätte man wohl auch das authentische Garagen-Flair über Bord werfen müssen. Apropos hübsch: Das Artwork der Platte basiert auf einem abgefahrenen, selbstgemalten Leinwandbild, was ein Grund mehr ist, sich lieber die CD als nur den kostenlosen MP3-Download zu holen. Diese bekommt ihr am besten auf einem ihrer grandiosen Konzerte.


- Christian



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