Donnerstag, 30. März 2017

Review: mira - s/t

3000 Lichtjahre


Platte kaufen!
mira, das ist eine Band. Aber auch ein Stern. Ich schätze einmal, dass das Bremer Quartett vor dem Stern da war und dieser einfach ganz dreist den Namen geklaut hat. Also quasi ein Stern, der deinen Nam.... Ok. Halt. Warte. Lassen wir das.

Die vier Menschen haben, laut ihrer eigenen Aussage, vorher in Bands wie Manku Kapak, Ilill und Fljora musiziert. Zu meiner Schande muss ich gestehen, dass mir keine der genannten Kapellen vorher etwas gesagt hat. Zu eurer Freude kann ich aber nach einer Einhörphase meinerseits berichten, dass all diese Bands zu empfehlen sind.

mira bewerfen uns auf ihrer selbstbetitelten EP mit drei Songs, die sich irgendwo zwischen Emo, Screamo und Post-Rock ansammeln. Der erste Song Trembling fegt gleich von Anfang an chaotisch über die Erde, nur um danach in einem post-rockigen Sample-Part zu stranden. Das Ganze wird auch noch in Grindcore-Songlänge serviert. Hervorragend! Among Stars startet mit ruhigen und atmosphärischen Post-Rock-Einlagen. Danach folgt mehrstimmiger Gesang, der langsam ins Schreien ausufert. Hinten raus knallt das Ganze dann schön geil. Abyssal macht es seinem Vorgänger gleich: Erst wiegt man uns in Sicherheit und sammelt Energie. Diese wird dann in den letzten Sekunden entladen und zum Explodieren gebracht.

Nach sieben Minuten und 35 Sekunden ist ihr Erstling leider schon zu Ende. Bei der kurzen Spielzeit fällt es schwer, sich ein genaues Bild von mira machen zu können. Die Songs zeigen, dass die Band imstande ist, atmosphärischen Emo mit zauberhaften Post-Rock-Fragmenten zu kombinieren. Dass das alles dann noch live eingespielt wurde, beeindruckt nur noch mehr und lässt vermuten, dass ein Konzert der Band ein besonderer Genuss sein muss. Ob sie jedoch aus der Masse der vielen Post-Hardcore- und Emo-Bands herausstechen und auch auf Albumlange überzeugen können, wird sich sicher bald zeigen.

Ich lege euch auf jeden Fall ans Herz, die EP als CD-Version zu kaufen. Diese ist nämlich wunderschön und detailverliebt passend zum Thema umgesetzt worden. So zeigt das Frontcover den namensgebenden Doppelstern und das dazugehörige Walfisch-Sternbild. Obwohl meine Augen oben auch ein wenig Ente erkennen wollen... Aber ok. Lassen wir das.

- Christian

Wertung:


Links:


Mittwoch, 22. März 2017

Review: Todlowski - s/t #2

„Einschlaflektüre serviert von Adorno“

Platte als "Name your Price"-Download!
Nun also Todlowski, eine meiner Lieblingsentdeckungen auf Facebook der letzten Monate. Warum ich unweigerlich an Super Mario denke, erschließt sich mir noch nicht ganz, aber wohl bekomms. Eine kleine Überraschung schon zum Anfang des Jahres. Ohne große Ankündigung wurde just im Januar der zweite, nach der Band selbst benannte Tonträger veröffentlicht. Diesmal mit drei Songs mehr als noch beim Vorgänger. Hurra!

Zu meiner großen Traurigkeit kommt dieses Album bisher weder im Schallplatten- noch im Kassetten-Format daher. Dies soll der Sache keinen Abbruch tun, dass wir es hier mit wunderbarem Punk–Screamo zu tun haben. Das Artwork des Covers ist sehr schlicht und zurückhaltend, zeigt es doch nur eine Gestalt in einer reizarmen Umgebung. Diese Gestalt scheint ihr Spiegelbild zu küssen und erhebt offenbar den Mittelfinger gegenüber sich selbst. Zerrissenheit? Selbstverliebtheit? Gleichgültigkeit? Langeweile? Selbsthass? Ironie? Leere? Zweifel? Todlowski versuchen, diese schweren Themen in ihren acht Songs unterzubringen. Keine Wiederholungen. Gitarre, Drums und Wechselgesang. Keine Spur von Aufdringlichkeit. Im Gegenteil: Es gelingt, sich einfühlen und sogar mitfühlen zu können, nur um sich selbst als die Person des Covers zu sehen, die von Widersprüchen nur so zu strotzen scheint. Durchdacht wirken ihre Texte. Keine Prosa. Keine rosarote Brille. Warum auch? Geht es hier doch schließlich um ernste Angelegenheiten.

Apropos ernste Angelegenheiten. Mit  dem Songnamen mimimi moralia wird auf Theodor W. Adornos wichtiges Werk „Minima Moralia“ angespielt. Passt in das Gesamtbild!
Ähnlichkeiten zu Bands wie Masada und Lost_Boys sind hier nicht ganz dem Zufall überlassen, denn schenkt man ihrer Facebook-Seite Glauben, entspringen diese zwei Herren aus dem Dunstkreis beider vorher genannten Kapellen! Todlowski, ich habe euch auch echt gern!

Was hätte Adorno wohl hierzu gesagt?
Vergnügt sein heißt einverstanden sein!



- Rubi




Wertung: 



Links: